Buchvernissage «Wir machen einen grossen Schritt ins Leben» – Die aus dem Ghetto Theresienstadt Befreiten in der Schweiz: Lebenswege und Erinnerungen

Am 6. Februar 2025 fand die Buchvernissage für «Wir machen einen grossen Schritt ins Leben – Die aus dem Ghetto Theresienstadt Befreiten in der Schweiz: Lebenswege und Erinnerungen», herausgegeben von Thomas Metzger und Helen Kaufmann von der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) statt.

Das Buch beschreibt die Befreiungsaktion, mit welcher am 7. Februar 1945 1200 als Jüdinnen und Juden Verfolgte nach St. Gallen gelangten. Die meisten von ihnen wurden während der ersten Tage im damaligen Primarschulhaus Hadwig, heute ein Standort der PHSG, einquartiert. Das Gebäude war zum «Desinfektionslager» umfunktioniert worden. Der Rettungsaktion gingen komplexe Verhandlungen zwischen dem jüdischen Schweizer Ehepaar Recha und Yitzchok Sternbuch und Alt-Bundesrat Jean-Marie Musy voraus. Als Folge der Verhandlungen traf sich Musy mit hochrangigen SS-Funktionären, darunter Heinrich Himmler, um die geplante Rettungsaktion umzusetzen

Die Autor:innen verorten ihr Buch im Bereich der (Gewalt-)migrationsgeschichte und verfolgten Ansätze der Transnationalität, der Akteur:innenzentriertheit und der Multiperspektivität. Die zweiteilige Publikation präsentiert im ersten Teil allgemeine Forschungsergebnisse zur Rettungsaktion und ihrem historischen Kontext und stellt im zweiten Teil die Lebensgeschichten von Transportüberlebenden in Form von biografischen Fallstudien ins Zentrum.

Die Vernissage beinhaltete nebst inhaltlichen Ausführungen der Herausgebenden Helen Kaufmann und Thomas Metzger auch ein Grusswort von Yaakov Ben-Ze’ev von der Forschungs- und Gedenkeinrichtung Beit Terezin (Haus Theresienstadt) in Israel, die das internationale Forschungsprojekt massgeblich unterstützt hat und ein Zeitzeugen-Gespräch mit Bob Narev. Bob Narev konnte als Kind zusammen mit seiner Mutter aus dem Ghetto Theresienstadt mit der Rettungsaktion in die Schweiz gebracht werden. Der mittlerweile 90-jährige Narev wurde aus Neuseeland zugeschaltet, um an der Vernissage von seinen Erinnerungen zu berichten. Eindrücklich schilderte er Ausschnitte aus seiner Lebensgeschichte und beeindruckte das Publikum mit seinem steten Einsatz an Schulen und öffentlichen Veranstaltungen gegen das Vergessen des Holocausts.

Die Vernissage war zugleich ein Gedenkanlass an die Opfer des Holocausts. Während sich die Rettungsaktion am 7. Februar 2025 zum achtzigsten Mal jährte, sollte an der Vernissage aber nicht nur der Befreiung der 1200 Menschen gedacht werden. Im Gedenken an die 6 Millionen, die im Holocaust ermordet worden waren, zündete Yaakov Ben-Ze’ev eine Kerze an, die bis zum Ende der Veranstaltung brannte.

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