Berzelius, ... wer?

Wer war dieser Jöns Jacob Berzelius, nach dem das Projekt hier benannt ist? Erst einmal jemand mit einem seltsamen Namen. Schwierig zu merken. Vielleicht liegt es am Klang. Lange nicht so wohlklingend wie die Namen von Antoine Laurent de Lavoisier, Sir Humphrey Davy oder Stanislao Cannizarro.

Berzelius war vier, als er seinen Vater, und neun, als er seine Mutter verlor. Mit zehn ging die Französische Revolution los und als Volta Napoleon seine Batterie präsentierte, war er 22. Mit 56 Jahren heiratete er …

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Motion Comic

Derzeit entsteht auch ein Motion Comic zu unserem Namensgeber, hier eine Kostprobe.

Zu Produktion, didaktischem Hintergrund und Relevanz des Motion Comics.

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Der unbekannte Berzelius-Becher

Die meisten haben schon mal vom Erlenmeyerkolben gehört. Aber ehrlich, wer kennt den Berzelius-Becher – also die Bezeichnung für ein schmales hohes Becherglas? Selbst die Alliteration BB, also das Beginnen mit dem gleichen Anfangslaut, die wir als rhythmisch und wohlklingend und sehr einprägsam wahrnehmen, hat nichts zur Bekanntheit des Berzelius-Bechers und seines Erfinders und Namensgebers beigetragen. Auch sind Berzelius' Schüler wie Friedrich Wöhler und Freundfeind Justus Liebig bekannter als er selbst. Eins vorweg: An Berzelius' Leistungen lag es sicherlich nicht, im Gegenteil.

Elementsymbole, Atommassen, neue Elemente, Proteine und Katalyse

Feuerluft, Oxygène, erstickende Luft, Azote, … Es war ein Wirrwarr. Für Elemente und Verbindungen existierten unterschiedliche Symbole und Namen. Als die schwedische Regierung Berzelius 1811 den Auftrag erteilte, das schwedische Arzneimittelbuch zu überarbeiten, ersetzte er kurzerhand die unüberschaubare Symbol- und Namensvielfalt durch die Abkürzungen der lateinischen Elementnamen, wie wir sie heute kennen: H (Hydrogenium), N (Nitrogenium), O (Oxygenium), S (Sulphur), Fe (Ferrum), … Zudem bestimmte er mit teils selbst entwickelten Apparaturen die Atomgewichte von 40 der 48 im Jahr 1814 bekannten Elemente. Diese Sisyphusarbeit war ein enormer Schritt in Richtung Entdeckung des Periodensystems. Dazu kamen neun Elemente, die Berzelius entweder allein (Selen, Thorium), oder gemeinsam mit seinen Kollegen Wilhelm Hisinger (Cer) und Martin Heinrich Klaproth (Silicium) sowie seinen Schülern Carl Gustaf Mosander (Erbium, Lanthan, Thorium, Yttrium) und Johan August Arfwedson (Lithium) entdeckte. Zur Einordnung dieser Leistung: Das sind rund 10 Prozent der 94 natürlich auf der Erde vorkommenden Elemente. Um 1600, also gegen Ende der Renaissance, kannte die Menschheit 13 Elemente.

Keine Wissenschaft ohne geschriebenes Wort. Auch Berzelius’ schriftstellerisches Werk ist enorm: Allein die Lehrbücher und Jahresberichte übersteigen 20 000 Seiten, von seinen unzähligen Briefen mit den bedeutendsten Köpfen Europas ganz abgesehen. Nicht zuletzt gab Berzelius der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften – dort werden jedes Jahr im Oktober die Nobelpreisträger ernannt – ihre noch heute gültige Struktur. Berzelius hatte ein fantastisches Gespür für grosse, wohlklingende Namen: Thorium! Vanadium! Lithium! Titan! Lanthan! Abgesehen vom Lithium sind all diese Elemente von der nordischen (Th, V) oder griechischen (Ti, La) Mythologie inspiriert. Viele seiner Begriffsschöpfungen wie Protein, Isomer, Organische Chemie, Polymer oder Katalyse sind wegen ihrer Griffigkeit – Begreifen ist Greifen – in unsere Alltagssprache gesickert. Mit dem Begriff und dem Konzept der Katalyse sind wir beim Namen des Projekts gelandet. Denn der Wunsch, dass das Projekt das Interesse und die Freude an den MINT-Fächern katalysiert, gab dem Projekt seinen Namen.

Revolution, erste Batterie, Humphrey Davy und Strom

Berzelius ist ein Kind der Französischen Revolution, von der er in vielerlei Hinsicht profitierte. Einerseits stiessen Berzelius und sein Stiefbruder Kristofer Ekmark direkt auf Girtanners Werk «Anfangsgründe der antiphlogistischen Chemie», das die beiden komplett durcharbeiteten. Das Buch vermittelt die revolutionären Grundprinzipien der Lavoisierschen Oxidationstheorie und trug enorm zu deren Verbreitung bei. Ein Zufall! Warum dieses Buch, dazu noch von einem damals unbekannten Autor? Weil es billig war, schrieb Berzelius später in seinen Lebenserinnerungen. Andererseits brauchte es, nach der durch die Revolution bedingte Neuausrichtung der Chemie, jemanden, der ordnete, strukturierte und die Arbeiten von Lavoisier fortführte, der seinen Kopf in der Revolution verlor. Auch liess sich Berzelius von der Voltaschen Säule, eine Art frühe Batterie, elektrisieren. Sein grosses Vorbild, der gleichaltrige britische Chemiker und Physiker, Humphrey Davy, entdeckte die Elemente Kalium, Natrium, Calcium, Strontium, Barium und Bor, indem er deren Hydroxid- bzw. Oxidschmelzen mit Hilfe der Voltaschen Säule elektrolysierte und so die Metalle an der Kathode abschied.

Eine wissenschaftliche Sensation, bahnbrechend für die Elektrochemie, die Natur der chemischen Bindung und die Rolle der Elektrizität in chemischen Prozessen. Darüber hinaus waren mit Natrium und Kalium die stärksten Reduktionsmittel gefunden. Berzelius nutzte ihre Reduktionskraft, um weitere Elemente wie Zirkonium, Silicium und Tantal erstmals aus ihren Verbindungen zu isolieren. Die Chemie explodierte und etablierte sich als moderne Wissenschaft. Berzelius war mittendrin. Die Chemie war seine grosse Liebe, der er diente. Er war Pionier, Influencer und Arbeitsbesessener.

Zurück zur Ausgangsfrage: Warum so unbekannt? Stammte Berzelius aus dem falschen Land, sprach er die falsche Sprache? War es die fehlende gesellschaftliche Anerkennung, das fehlende Geld, die fehlende Familie? Oder gab es in seiner Zeit zu viele charismatische Wissenschaftler mit spektakuläreren Entdeckungen? Wahrscheinlich von allem etwas. 

Berzelius' Leben als Motion Comic

Berzelius' Leben ist prädestiniert für einen Biographen. Es enthält alles, was man für «Hollywood» benötigt, von Tragödien in der Jugend über von Leidenschaft befeuerte übermenschliche Leistungen bis hin zum Happy End. Dies alles eingebettet in die Zeit der grossen Revolution, in der Köpfe rollten, kein Stein auf dem anderen blieb und eine Entdeckung die andere jagte. Dazu, wie bereits erwähnt, seine schwer zu erklärende Unbekanntheit. Dies alles, sowie die Liebe an Scientainment und Wissenschaftskommunikation, veranlasste uns neben dem Hörspiel auch ein Motion Comic zu seinem Schaffen und Werden zu produzieren. Dazu setzen wir auch auf die Künstliche Intelligenz (KI). Was für Berzelius die Voltasche Säule und die Elektrizität war, ist für uns heute die KI.

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