Zwischen Super Mario und Marsmission: Bonner Lehrpersonen zu Gast am RDZ
60 Lehrpersonen aus der deutschen Stadt Bonn haben in den vergangenen Tagen die Regionalen Didaktischen Zentren (RDZ) der PHSG in Rorschach und Gossau besucht, um deren Lernarrangements kennenzulernen. Für die RDZ ist dieser Austausch ein weiterer Meilenstein in der seit vielen Jahren aktiv gepflegten Kooperation innerhalb der europäischen Lernwerkstatt-Community.
Im Flur des Hochschulgebäudes Stella Maris der PHSG in Rorschach ist ein kleiner Hindernisparcours aufgebaut: sechs Holzstücke, eine Matte und ein Tunnel. Ein paar Lehrpersonen versuchen, die Balance auf den Holzteilen zu halten, und sie müssen zugeben: Es ist nicht ganz einfach. Der Parcours ist die analoge Version des Computerspiels Super Mario und Teil des Lernarrangements «analog + digital» am Regionalen Didaktischen Zentrum (RDZ). Hier können Kinder und Jugendliche, oder eben auch Erwachsene, durch aktives Ausprobieren die Welt der analogen und digitalen Medien erproben.
Für MINT-Themen sensibilisieren
Für die Lehrpersonen ist der Besuch im Rorschacher RDZ Teil eines Fortbildungsprogramms. Sie sind aus der deutschen Stadt Bonn angereist, um den Aufbau und die Arbeit von Lernwerkstätten kennenzulernen. Moderne pädagogische Ansätze – und dazu gehört die Philosophie der Lernwerkstattarbeit – gehen davon aus, die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und sie in didaktischen Möglichkeitsräumen des Erfindens, Explorierens und Experimentierens zu erkunden und zu verstehen. Insbesondere im Bereich der MINT Bildung wird ein pädagogisches Umdenken vom Erklären hin zum verantwortungsvollen Begleiten von individuellen Lernprozessen gefordert. Die Lehrpersonen sollen deshalb an den Weiterbildungstagen auch für das naturwissenschaftlich-technische und digitale Lehren und Lernen sensibilisiert werden. Das übergeordnete Ziel der Gäste aus Bonn ist es, in ihrer Heimatstadt entlang der Bildungskette Kita, Grundschule und Sekundarschule einen Lernwerkstattverbund aufzubauen.
Die 60 Lehrpersonen der Stufen Kindergarten bis Gymnasium haben während vier Tagen nicht nur einen Blick ins RDZ Rorschach geworfen, sondern auch in jenes in Gossau. Dort erfuhren sie mehr über das neue Lernarrangement ZAHL:reich, mit dem Kinder und Jugendliche die Welt der Zahlen entdecken und ihr Verständnis dafür weiterentwickeln, sowie über die «Marsmission». Dieses Lernarrangement beschäftigt sich mit dem Thema Raumfahrt und steckt noch mitten in der Entwicklung. «Gerade deshalb war es für die Teilnehmenden interessant zu sehen, mit welchen Schwierigkeiten die Verantwortlichen in Gossau aktuell konfrontiert sind», sagt Johannes Gunzenreiner, Leiter RDZ Gossau, der die Weiterbildung mitorganisiert hat. In Rorschach hatten die Lehrerinnen und Lehrer zudem die Möglichkeit, im Rahmen des «Physical Computing» das Coding spielerisch zu entdecken. Damit soll die Informatik ein Stück weit begreifbarer gemacht werden.
Schub für eigene Projekte
Für Andreas Paul und Claudia Brall, die das Schulamt der Stadt Bonn gemeinsam leiten, war es wichtig, die Regionalen Didaktischen Zentren in ihr Fortbildungsprogramm aufzunehmen. «Ich erachte es als sehr gewinnbringend, diese Lerngartensituation in den RDZ meinen Kolleginnen und Kollegen zu präsentieren», sagt Andreas Paul. «Vor allem, weil es sowohl einen offenen als auch einen etwas mehr gebundenen Zugang gibt.» Dass jedes einzelne Angebot auf Kompetenzen hinterfragt werde, schätze er sehr. Paul und seine Kolleginnen und Kollegen waren nicht zum ersten Mal in Rorschach und Gossau. «Wir kommen immer wieder gerne hierher. Der Austausch ist intensiv mit vielen spannenden Diskussionen, von denen unser Projekt Bonneum sehr profitiert.» Das Modell RDZ bildet mittlerweile die Grundlage des Bonner Projekts, wo Schulen als Satelliten innerhalb eines Netzwerkes untereinander kooperieren und anregende Lernarrangements entwickeln. Das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer an der Fortbildung sei denn auch gross gewesen, sagt Claudia Brall. «Sie waren voll von Eindrücken und sind hochmotiviert, das eine oder andere umzusetzen. Das gibt unserem Projekt einen ordentlichen Schub.»
Die Möglichkeit, die Lehrpersonen aus Deutschland fortzubilden, ist für die RDZ ein weiterer Meilenstein in der seit vielen Jahren aktiv gepflegten Kooperation innerhalb der europäischen Lernwerkstatt-Community. «Unsere RDZ nehmen international eine wichtige Schlüsselfunktion ein, da wir unsere Arrangements des forschend-entdeckenden Lernens zentral auf die Kompetenzen des Lehrplans ausrichten und damit eng mit dem schulischen Lernen verknüpfen», sagt Johannes Gunzenreiner. In Ergänzung zu den bewusst sehr offen gestalteten Angeboten in einem Kinderforscherzentrum ermöglichen die Angebote in den Lernwerkstätten einen Wissens- und Kompetenzerwerb durch moderat arrangierte und instruierte Lernumgebungen.