Hochschultag der PHSG: Schulen digital fit machen
Der diesjährige Hochschultag der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) stand im Zeichen der digitalen Transformation in der Bildung. Dabei ging es vor allem um die Leitinitiativen des Schwerpunkts 1 der IT-Bildungsoffensive, welche die PHSG als Leadorganisation umsetzt. Den Anerkennungspreis für die Förderung der St. Galler Lehrerinnen- und Lehrerbildung bekam der ehemalige Prorektor und Leiter Forschung und Weiterbildung Titus Guldimann, der Studierendenpreis für besondere Leistungen ausserhalb des Studiums ging an Sängerin Riana Steinmann.
Die Digitalisierung schreitet rasant voran. Sie verändert nicht nur unseren Alltag und die Arbeitswelt, sondern auch das Lernen, Lehren und Leben an den Schulen. Die «Digitale Transformation in Schule und Bildung» war denn auch Thema des Hochschultages der Pädagogischen Hochschule St. Gallen (PHSG) vom Freitag, 19. November 2021. «Von der Schule wird erwartet, dass sie die nachfolgenden Generationen bestmöglich auf die Welt von morgen vorbereitet», sagte Prof. Dr. Horst Biedermann, Rektor der PHSG, in seiner Begrüssung. Was aber soll einem Kind beigebracht werden, das ihm hilft, in der Welt von 2050 oder des 22. Jahrhunderts zu gedeihen, fragte Biedermann. Welche Fertigkeiten werde es brauchen, um sich im Labyrinth des Lebens zurechtzufinden?
Eine Konsequenz der Diskussion dieser Fragen ist die Initiierung der IT-Bildungsoffensive (ITBO) im Kanton St. Gallen. Dabei übernimmt die PHSG als eine der sechs Leadorganisationen eine aktive Rolle. Ihre Verantwortung liegt in der Unterstützung der Volksschule und der Mittelschulen bei der digitalen Transformation. Mit dem dafür eingerichteten Kompetenzzentrum Digitalisierung & Bildung setzt die Hochschule ihren Schwerpunkt in sechs Teilprojekten um. «Die PHSG ist mit ihrer ausgewiesenen Expertise ein wichtiger Grundpfeiler der digitalen Transformation in Schule und Bildung im Kanton St. Gallen», sagte Stefan Kölliker, Bildungsdirektor und Präsident des Hochschulrates. «Mit der IT-Bildungsoffensive wollen wir den digitalen Wandel aktiv und vorausschauend mitgestalten. Sie trägt dazu bei, den Fachkräftemangel und die Ressourcenschwäche im Kanton zu verringern.»
Ein Schwerpunkt, sechs Teilprojekte
Prof. Ralph Kugler leitet das Kompetenzzentrum Digitalisierung & Bildung. In den vergangenen Wochen und Monaten ist anhand der drei Leitinitiativen digitale Schule, digitale Kompetenz und digitale Medien intensiv an den sechs Teilprojekten gearbeitet worden, nun werden erste Produkte lanciert. «Vor kurzem wurde die Transfer- und Vernetzungsplattform «zITBOx» gelauncht, und der Start der Weiterbildungsplattform «aprendo» steht kurz bevor», sagte Kugler. Ziel der Projekte ist es, die positiven Elemente des digitalen Lernens zu nutzen und Lehrpersonen mit Lernformen sowie Jugendliche für die kritischen Aspekte der Digitalisierung zu sensibilisieren. Angestrebt wird ein selbstverständlicher Umgang mit Lernformen, die digitale und klassische Medien gleichermassen und sinnvoll einbeziehen.
Dr. Georg Winder, Projektleiter am Institut ICT & Medien, gab einen Live-Einblick in die Weiterbildungsplattform «aprendo». Er zeigte auf, wie Schulleitungen und Lehrpersonen der Volksschule, von Mittel- und Berufsschulen in Zukunft durch den Weiterbildungskatalog navigieren können, um die passenden Module zu finden, und wie die zukünftigen Teilnehmenden Kurse buchen und absolvieren können. Das Projektteam von «aprendo» arbeitet mit Hochdruck auf die Veröffentlichung der Weiterbildungsplattform hin.
Eines der sechs Teilprojekte des PHSG-Schwerpunkts sind die «Modellschulen». Neun ausgewählte Modellschulen im Kanton entwickeln den Unterricht im Sinne der digitalen Transformation weiter, erarbeiten entsprechende Konzepte in der Personal- und Organisationsentwicklung und geben dieses Wissen allen Schulen des Kantons weiter. Die Begleitung der ersten Modellschulen hat bereits nach den Sommerferien begonnen. «Die Ergebnisse werden in sogenannten Entwicklungsschleifen agil und in intensivem Austausch zwischen der PHSG und den Modellschulen erarbeitet», sagte Samuel Müller, verantwortlicher Projektleiter am Institut ICT & Medien. Die ersten Erkenntnisse sollen den Folgeschulen schon bald auf der «zITBOx» zur Verfügung stehen.
Die dänische Perspektive auf Herausforderungen und mögliche Lösungen bei der Digitalisierung von Schule und Gesellschaft bot Roland Hachmann, Professor für ICT & Learning an der University of Southern Denmark. Dänemark nimmt bei der digitalen Transformation eine Vorreiterrolle ein. Aus einem nationalen Experiment mit 46 Schulen ist an den dänischen Schulen die neue Fachlichkeit als hybrides Lehr-Lernsetting von Informatik, Computer-Wissenschaft, Engineering und Participatory Design entstanden. Hachmanns wichtigste Erkenntnisse daraus sind: «Es gibt einen Unterschied zwischen Technologie im Unterricht und Fachlichkeit.» Zudem sei Technologie nicht neutral als «Lehrmittel», sondern erfordere bestimmte Praktiken im Unterricht. «Technologie kann keinen schlechten Unterricht gut machen, aber sie kann guten Unterricht schlecht machen – oder auch besser», sagte Hachmann.
Ehre für Titus Guldimann
Am Hochschultag wird jeweils auch der Anerkennungspreis für die Förderung der St. Galler Lehrerinnen- und Lehrerbildung verliehen. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an Titus Guldimann für sein langjähriges Engagement zugunsten der PHSG. Guldimann war 1985 als Dozent für Erziehungswissenschaften mit Forschungsauftrag an die damalige PHS gekommen. Zusammen mit Weggefährten baute er die Forschungsstelle auf und entwickelte sie zu einer beachtlichen Einrichtung mit grosser nationaler und internationaler Strahlkraft. Seine Leidenschaft für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung und sein Herzblut für die Forschung spiegeln sich in vielen Stationen und Tätigkeiten seines Berufslebens wider. So war er als Prorektor Forschung und Weiterbildung seit der Gründung der heutigen PHSG 2007 bis zu seiner Pensionierung 2018 Mitglied der Hochschulleitung. «Mit seinem Wirken hat er vorzüglich geschafft, das oberstes Ziel eines Pädagogen zu verwirklichen: dass sich die Zöglinge von den Erziehenden unabhängig machen, sich von ihnen emanzipieren können», sagte Christian Brühwiler, Prorektor Forschung und Entwicklung, in seiner Laudatio.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde Riana Steinmann. Die angehende Lehrerin bekam den Studierendenpreis für besondere Leistungen ausserhalb des Studiums. 2018 gewann sie den «bandXost»-Wettbewerb und ist seither erfolgreich als Sängerin und Songwriterin unterwegs. Die junge Appenzellerin konnte am Hochschultag nicht live dabei sein, da sie an einem Konzert für die Stiftung «Viva con Agua» teilnahm, um Spendengelder für sauberes Trinkwasser zu sammeln.
Musik und Austausch
Musikalisch umrahmt wurde der Anlass vom PHSG-Trio «Maria’s Finest» und zwei Studierenden, die die Drei zum einen gesanglich und zum anderen mit der Trompete begleiteten. Die Moderation hatte Regula Elsener inne. Und nachdem im vergangenen Jahr der Apéro riche coronabedingt ausgefallen war, konnten sich die Teilnehmenden in diesem Jahr wieder bei einem Glas Wein und feinen Häppchen angeregt austauschen.