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LEBEL PHSG

Erste Studienergebnisse zu den Lebenswelten von Berufslernenden

Im Rahmen der Studie «Lebenswelten von Berufslernenden» (LEBEL) beleuchten Fachleute der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) verschiedene Facetten der Lebenswelten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Besonders gewichtet werden dabei ihre Einbindung und ihre Rolle in der Berufsausbildung. Die Studie ist eng verzahnt mit der Ausbildung von Lehrpersonen für Berufsfachschulen an der PHSG.

   
Im Fokus der Studie LEBEL stehen Jugendliche und junge Erwachsene, die eine berufliche Grundbildung (Berufslehre) absolvieren. Verschiedene Aspekte zu den Lebenswelten der Berufslernenden werden erfasst, beschrieben und differenziert analysiert. Unter anderem geht es um die Orientierung an verschiedenen Werten, berufsbezogene Präferenzen, berufsbezogene Belastungen, Herausforderungen und Sorgen. Untersucht wird auch die Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen und die Bereitschaft der Jugendlichen zu riskanten Verhaltensweisen.

Eine Studie, drei Phasen
2018 wurden in einer ersten Phase der Studie mit Hilfe eines Online-Fragebogens 953 Berufslernende befragt. Die zweite Projektphase dauert von Juni bis September 2019. Erneut nehmen Berufslernende an einer Online-Befragung teil. In einer dritten Studienphase werden im Winter 2019 mittels Interviews und Fokusgruppengesprächen mit Berufslernenden ausgewählte Themen und Erkenntnisse vertieft beleuchtet.

Orientierung an verschiedenen Werten
Erste Ergebnisse zeigen, dass vor allem gute Beziehungen zu Bezugspersonen, Freundschaften und Partnerschaften wichtig sind. Bedeutungsvoll ist auch die Möglichkeit, eine gute Ausbildung zu machen. Hingegen werden die Orientierung an Sitten und Gebräuchen, das Ausüben von Macht und Einfluss sowie politisches Engagement weniger gewichtet. Bei einer differenzierten Betrachtung zeigen sich Unterschiede in Bezug auf das Geschlecht und die Herkunft. Für weibliche Berufslernende sind ein gesundheitsbewusstes Leben, umweltbewusstes Handeln, Streben nach Sicherheit und zwischenmenschliche Beziehungen wichtiger als für die männlichen Berufslernenden. Bei Berufslernenden mit Migrationshintergrund haben ein gesundheitsbewusstes Leben, die Ausübung von Macht und Einfluss, das Streben nach Sicherheit sowie Fleiss und Ehrgeizig eine höhere Priorität als bei Lernenden ohne Migrationshintergrund.

Relevante Faktoren im Berufsleben
Im Hinblick auf das Berufsleben bevorzugen die Jugendlichen eine Arbeit, die Spass macht und ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht. Entscheidend ist auch, dass neben der Arbeit genügend Raum für Hobbies, Freizeit und Familie bleibt und die Arbeitsstelle sicher ist. Ob Freundinnen und Freunde den gleichen Beruf erlernen oder den gewählten Beruf ebenfalls toll finden, ist für die Befragten vergleichsweise unwichtig.

Belastungen und Herausforderungen
Das Ausmass der beruflichen Belastungen durch Quantität und Qualität der Arbeitsanforderungen sowie die Arbeitsbedingungen wird im Durchschnitt eher gering eingestuft. Relativ hoch ist die Belastung für Jugendliche, die eine Lehre mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) absolvieren im Vergleich zu Berufslernenden, die ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ) erwerben. Bei angehenden Automobil-Fachmännern und -frauen EFZ ist die quantitative und qualitative Belastung vergleichsweise gross. Lernende im Berufsfeld «Metall & Maschine» (Polymechaniker/Polymechanikerinnen EFZ und Produktionsmechaniker/Produktionsmechanikerin EFZ) erleben eine relativ hohe Belastung durch die Arbeitsbedingungen.

Als grosse Herausforderungen nennen die Berufslernenden häufig die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit sowie den Umgang mit Zeitmangel, Stress, Überforderung, privaten Schicksalsschlägen, zwischenmenschlichen Konflikten und finanziellen Engpässen. Viele bezeichnen auch das Führen einer gesunden Lebensweise als Herausforderung und nehmen Bezug auf Alkoholkonsum, schlechte Ernährung und Schlafmangel.

Risikoverhalten
Gemäss eigenen Angaben konsumieren die befragten Jugendlichen einmal pro Woche oder häufiger folgende Substanzen: Energydrinks (46 Prozent), Bier (39 Prozent), Zigaretten (34 Prozent), hochprozentige Spirituosen (32 Prozent), «Alcopops» (25 Prozent), Wein und Sekt (23 Prozent), Schmerzmittel (20 Prozent), Marihuana, Haschisch und Cannabis (17 Prozent).

Mehrfacher Nutzen der Studie
Die Studie leistet einen Beitrag, um Forschungslücken zu schliessen. Zudem werden die Erkenntnisse in der Lehre an der PHSG genutzt. Während des Studiums sind die Studierenden des Diplomstudiengangs «Berufskundlicher Unterricht» (Sekundarstufe II) bereits als Lehrpersonen tätig. In Absprache mit der Berufsfachschule und den Jugendlichen erheben sie im Unter-richt Daten zu den Lebenswelten der Berufsschülerinnen und -schüler und erhalten im Studium Gelegenheit, sich intensiv mit den Ergebnissen auseinanderzusetzen.

Weitere Ergebnisse und Publikationen werden in den kommenden Monaten veröffentlicht.