Konzert «La corda rotta» - Ein Cello im Ghetto Theresienstadt

Am Freitag, 25. Oktober 2024 konnte die PHSG in der Aula des Hadwig Schulhauses internationale Künstler aus Italien begrüssen, die dem Publikum ein eindrückliches Konzert mit Liedern und Erzählungen aus dem Ghetto Theresienstadt boten.

Die Konzerteinführung übernahm Helen Kaufmann von der «Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte» der PHSG. Sie zeigte mit einem historischen Überblick und vielen Bildern, welche enge Beziehung der Konzertort – die Aula Hadwig – zum Ghetto Theresienstadt aufweist.

Am 7. Februar 1945 gelangten dank einer privat initiierten Rettungsaktion 1200 als Jüdinnen und Juden verfolgte Personen aus dem Ghetto Theresienstadt in die Schweiz. Damit wurden sie vor der Ermordung im Holocaust gerettet. Sie waren mehrheitlich im damaligen Primarschulhaus Hadwig untergebracht, bis sie auf weitere Flüchtlingslager in der gesamten Schweiz verteilt wurden. Nach dem Krieg reisten die meisten in ihre Herkunftsländer zurück oder wanderten in Drittstaaten aus. Nur wenige erhielten Dauerasyl und konnten in der Schweiz verbleiben.

Dann traten die drei Künstler auf: Valentina Coladonato verzauberte mit ihrer wandelbaren und emotionalen Sopranstimme von ersten Augenblick an das Publikum. Die Lieder in verschiedenen Sprachen, die alle einen Bezug zu Theresienstadt oder anderen Konzentrationslagern hatten, berührten tief. Paolo Marzocchi begleitete einfühlsam und kraftvoll am Klavier, zeigte aber auch als Solist bei Gideon Kleins Klaviersonate sein immenses Können. 

Eingebettet wurden die Lieder von der Erzählerin Susanna Schaefer in die Geschichte des Cellos von Oskar.

Oskar hat im Ghetto Theresienstadt eine sowohl wunderbare und wie auch verzweifelte Tat vollbracht. Er weiss ganz genau, dass die deutschen Soldaten ihn früher oder später aus seiner Heimat und seiner Stadt reissen werden, aber er weiss genauso gut, dass er sich aus keinem Grund von seinem Cello, seinem einzigen Reichtum, trennen will. Und so zerlegt er  Tag für Tag, Nacht für Nacht sein Instrument mit unendlicher Sorgfalt und Geduld, zerlegt es zu einem Haufen Holz und Eisen und packt es in eine Reisetasche.
Als die SS an seine Tür klopft und ihn in den Zug nach Theresienstadt lädt, ist diese Tasche sein einziges Gepäck. Im Ghetto angekommen, beginnt er mit ebenso präziser Zielstrebigkeit die Reise rückwärts und baut sein Cello Stück für Stück wieder zusammen, bis er es wieder zum Leben erweckt hat. Und die «gerissenen» Saiten nach monatelanger Stille wieder zu klingen beginnen. 
 

Ich wandere durch Theresienstadt

Ich wandre durch Theresienstadt,
das Herz so schwer wie Blei.
Bis jäh mein Weg ein Ende hat,
dort knapp an der Bastei.
 
Dort bleib ich auf der Brücke stehn
und schau ins Tal hinaus:
ich möcht so gerne weiter gehn,
ich möcht so gern nach Haus!
 
Nach Haus! -- du wunderbares Wort,
du machst das Herz mir schwer.
Man nahm mir mein Zuhause fort,
nun hab ich keines mehr.

Ich wende mich betrübt und matt,
so schwer wird mir dabei:
Theresienstadt, Theresienstadt,
wann wohl das Leid ein Ende hat,
wann sind wir wieder frei?

Ilse Weber     
Witkowitz, 1903 – Auschwitz, 1944
 

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Handgezeichnete Stadt mit Kirchen
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Frau am Podium erklärt einen Sachverhalt
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Eine Sopranistin steht auf der Bühne und singt
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Mann sitzt am Klavier und spielt vor Publikum
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Frau steht auf der Bühne und erzählt eine Geschichte
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