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Schülerin liest in einem Buch

Szenario «Blended Learning»

In diesem Szenario geht es darum in Lehr- und Lernprozessen Präsenzunterricht und digitales Lernen zu mischen. Die unterschiedlichen Blended Learning Modelle erlauben differenzierte Ausprägungen bezüglich Virtualisierung und Individualisierung. Die Schüler:innen übernehmen mehr Eigenverantwortung für ihren eigenen Lernprozess.

«Mischung von digitalem Lernen und Präsenzunterricht ermöglicht neue methodisch-didaktische Konzepte»

Blended Learning kommt vom englischen Begriff ‘blender’ (Mixer) und bedeutet im Grunde ‘vermischtes Lernen’. Darunter wird eine Kombination von präsenzorientiertem und virtuellem Lernen (mediengestützten Angeboten) verstanden. Aktuell wird oft auch von hybridem Unterricht gesprochen, wobei da der Fokus mehr auf dem Wechsel und weniger auf der Mischung von präsenzorientiertem und virtuellem Lernen liegt. Die Mischung beim Blended Learning kann sich auf unterschiedliche Aspekte beziehen:

  • Kombination von Präsenz- und Onlinephasen (E-Learning)
  • Kombination von verschiedenen digitalen Medien und Methoden
  • Kombination von formalem und informellem Lernen
  • Kombination aus bereitgestellten und nutzergenerierten Lerninhalten

Die Lernenden erhalten im Vergleich zum traditionellen, zeitgebundenen Unterricht vor Ort mehr Freiheitsgrade (Flexibilisierung und Individualisierung) in Bezug auf Ort, Zeit, Lerntempo und Lernweg. Um den Lernenden mehr Freiheitsgrade (und damit auch mehr Verantwortung) einzuräumen, werden die Lehr-Lern-Prozesse anders organisiert und mit digitalen Medien und Systemen (z.B. Learning-Management-System) unterstützt. Beispielsweise kann die Phase der Wissenserarbeitung als vorgeschaltete Selbstlernphase gestaltet und mit digitalen Medien unterstützt werden.

Mögliche Fragestellungen

  • Welche Kompetenzen der Schüler:innen können durch welche Modelle des Blended Learning bestmöglich gefördert werden?
  • Mit welchen Lehr- und Lernmethoden kann der Anspruch der Integration von digitalen Medien im Unterricht erreicht werden?
  • Welche digitalen Medien (z.B. Learning Management Systeme, Online-Plattformen, Lehrmittel, Lernfördersysteme) setzen wir wie im Unterricht ein?
  • Wer entwickelt und gestaltet digitale Lernangebote und -inhalte?
  • Wie sieht summative und formative Beurteilung (Instrumente, Methoden) im entsprechenden Blended Learning Modellen aus?
  • Wie stellen wir die Verfügbarkeit und Distribution der verwendeten digitalen Medien sicher?
  • Welche Modelle sind realistisch für die Umsetzung in der Volksschule (Virtualisierungsgrad der Lerninhalte und Settings, Selbstständigkeitsgrad der Schüler:
  • innen etc.)?

Aspekte der Unterrichtsentwicklung 

Im Zuge der digitalen Transformation und mit Blick auf deren Lernwirksamkeit gewinnen Blended-Learning-Ansätze zunehmend an Bedeutung. In der folgenden Auflistung sind die am häufigsten verwendeten Modelle, welche bei den Modellschulen zum Einsatz kommen könnten, aufgeführt.

Rotationsmodell

Beim Rotationsmodell wechseln die Schüler:innen innerhalb eines von der Lehrperson vorstrukturierten Lernpfades entlang verschiedener Lernanlässe bzw. -stationen, wobei mindestens eine Sequenz online absolviert wird. Es werden vier Varianten unterschieden:

  • Bei der Variante «Stationen» rotieren alle Schüler:innen nach einem festen Zeitplan und/oder nach Vorgabe der Lehrperson durch mehrere Lernstationen innerhalb des Klassenzimmers.
  • Die Variante «Räume» unterscheidet sich von der Variante «Stationen» dadurch, dass die Schüler:innen an ihrer Schule zwischen verschiedenen Räumen mit unterschiedlichen Lernarrangements wechseln. Dabei wird in mindestens einem Raum mit Online-Lernmedien gearbeitet.
  • Im Falle der Variante «Flipped Classroom» werden Lerninhalte von den Schüler:innen ausserhalb des Unterrichts (Vorbereitungsaufträge in Form von z.B. Hausaufgaben) online erarbeitet. Die Anwendung und der Transfer des Gelernten geschehen anschliessend im Präsenzunterricht. Die Schüler:innen können dadurch den Lernstoff individuell erarbeiten. Sie übernehmen somit Eigenverantwortung für ihren Lernprozess.
  • Die Variante «Pläne» ermöglicht es den Schüler:innen anhand eines inhaltlich, wie zeitlich individuellen Plans diverse Lernstationen zu durchlaufen. Dabei ist mindestens eine Station für Onlinelernen vorgesehen. Die Pläne werden von der Lehrperson oder von einem digitalen Tool bereitgestellt.

Flex-Modell

Beim Flex-Modell werden die Lerninhalte mehrheitlich online zur Verfügung gestellt. Die Schüler:innen können ihre Zeitpläne und Lernaktivitäten flexibel festlegen. Die Schüler:innen wählen dabei den Lernort innerhalb des Schulareals frei aus und erarbeiten die von der Lehrperson bereitgestellten Inhalte des Lernarrangements individuell. Die Lehrperson bietet nach Bedarf Unterstützung und thematische Unterrichtssequenzen an. Das Flex-Modell ermöglicht den Schüler:innen ein hohes Mass an Steuerung und Kontrolle über ihren eigenen Lernprozess. Die Aufgabe der Lehrperson verändert sich weg von einer Steuerung, hin zu mehr Begleitung des Lernprozesses.

Selbstvertiefungsmodell

Beim Selbstvertiefungsmodell wählen die Schüler:innen, ergänzend zum Präsenzangebot, weitere Lerninhalte aus vorgegebenen, virtuellen Lernarrangements zur individuellen Vertiefung und Ergänzung des Themas aus.

ICT-Potenziale für das Lernen

  • zentral/dezentral
  • Distribution
  • Kollaboration
  • Systematisierung & Strukturierung
  • Diagnose & Test
  • synchron/asynchron
  • Interaktivität & Adaptivität
  • Multimedialität
  • Kommunikation
  • Feedback & Peer-Review

Methodisch-didaktische Potenziale

  • Neudefinition von Lehr- und Lernprozessen mit digitalen Mitteln
  • Ergänzung der klassischen synchronen Lernsettings mit asynchronen Modellen
  • Flexiblere Lernorganisation und individuelle Lernwege für Schüler:innen
  • Individualisiertes Lernen mit hoher Transparenz des Lernstandes durch digitale Mittel
  • Höhere Autonomie und mehr Verantwortung der Schüler:innen für den eigenen Lernprozess
  • Begleitetes, mediengestütztes Selbstlernen in von Zeit und Raum unabhängigeren Lernangeboten
  • Individuelles Begleiten durch die Lehrpersonen mit digitalen Instrumenten der Kollaboration und Kommunikation

Bezug zu Personal- und Organisationsentwicklung

Unterrichten in Blended Learning Settings unterscheidet sich stark von traditionellen Unterrichtsmodellen. Insbesondere im Bereich der Mediendidaktik und der Rollenmodelle der Lehrpersonen ist gezielte Weiterbildung notwendig. Der pädagogische ICT-Support gewinnt an Bedeutung und übernimmt unter anderem Aufgaben im Bereich der Beratung und der Weiterbildung der Lehrpersonen im Kontext von digitalen Medien und Unterricht. Auf institutioneller Ebene können Empfehlungen für Anpassungen an der lokal finanzierten Medien-Infrastruktur (Ausstattung mit digitalen Geräten, Dienste) und bauliche Massnahmen notwendig werden, um allen Beteiligten ideale Voraussetzungen zu bieten.

Mögliche Transferprodukte für Folgeschulen

  • Erprobte Blended-Learning-Konzepte, welche in den verschiedenen Zyklen umsetzbar sind
  • Unterscheidung zwischen geeigneten und ungeeigneten Lerninhalten für Blended-Learning-Konzepte
  • Aufbereitete Unterrichtsinhalte und -medien für Blended-Learning-Konzepte
  • Organisatorische Hinweise bezüglich Ausstattung mit digitalen Geräten und der Raumgestaltung im Blended-Learning-Ansatz
  • Praxiserprobtes Steuerungs- und Handlungswissen für eine optimale Mischung von Präsenztraining und digitales Lernen in Lehr- und Lernprozessen

Erkenntnisse und Produkte 

Ein Anliegen aus den einzelnen Projekten im Schwerpunkt Volksschule und Mittelschulen ist der niederschwellige und zeitnahe Zugang zu Erkenntnissen und Produkten für Lehrpersonen und Schulleitungen. 

Auf der Transfer- und Vernetzungsplattform «zITBOx», welche speziell für die ITBO-Projekte geschaffen wurde, werden Informationen und Erkenntnisse zugänglich gemacht. Projektmitarbeitende und Schulen berichten in Stories unter anderem von ihren Erfahrungen aus den laufenden Arbeiten an den Projekten.