Kulturelle Bildung als Wegweiser in die Zukunft
Der Hochschultag der PHSG stellte am Donnerstag, 7. November, unter dem Titel «Wir erproben die Zukunft» die kulturelle und ästhetische Bildung in den Mittelpunkt.
Laut OECD-Lernkompass 2030 ist der Forschung nichts bekannt, dass die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern so stark fördert wie Musik- und Kunstunterricht. Angesichts der immer schneller verlaufenden Digitalisierung und Automatisierung gewinnen Future Skills wie Kreativität immer mehr an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund war unter dem Titel «Wir erproben die Zukunft» die kulturelle und ästhetische Bildung Thema des diesjährigen Hochschultages der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) vom Donnerstag, 7. November.
Die Veranstaltung war durchdrungen von vielfältigen kulturellen Beiträgen mit Musik und Theatersport von PHSG-Studierenden und -Dozierenden. Festgehalten wurde sie zudem mittels Graphic Recording, wobei eine live zugeschaltete Künstlerin das Geschehen auf der Leinwand fortwährend in unzähligen Skizzen und Notizen festhielt.
Viel mehr als blosse Auflockerung
Musikalische oder szenische Beiträge würden häufig als Auflockerung verstanden, erklärte Prof. Claudia Sturzenegger, Leiterin des Instituts für Kulturelle und Ästhetische Bildung der PHSG. Nicht so am Hochschultag: Die gezeigten Darbietungen seien sorgfältig ausgewählt worden, um exemplarisch die Möglichkeiten der Fächer und Themen der kulturellen und ästhetischen Bildung zu zeigen.
Kultur, Kunst, Design und Spiel böten die Chance, die Welt aus neuen Blickwinkeln zu betrachten, sagte Claudia Sturzenegger. «So erfahren Kinder und Jugendliche, dass es bereichernd sein kann, Gewohntes zu hinterfragen und ungewohnte Perspektiven einzunehmen. Und dass es zu einer Frage verschiedene Antworten und für ein Problem unterschiedliche Lösungen geben kann.» Kulturelle Bildung trage so zu einer eigenständigen Meinungsbildung bei.
Prof. Jérôme Zgraggen, Bereichsleiter Forschung und Entwicklung im Institut Kulturelle und Ästhetische Bildung der PHSG, vermittelte einen Überblick über aktuelle Entwicklungen im Institut: Über die Projekte «Kunst macht Schule», «Film f/vor 5» und die «Schultheatertage Ostschweiz» etwa, in denen Schülerinnen und Schüler der Volksschule mit Kulturschaffenden zusammenarbeiten. Oder wie Musikstudierende der PHSG in einem Dachstock voller Plunder «Instrumente» ausprobieren und gemeinsam Rhythmen entstehen lassen. «Kulturelle Bildung ist ein Prozess und kein Zustand», fasste Jérôme Zgraggen zusammen. Die kulturelle Bildung sei nicht irgendwann einfach «erledigt». Lehrpersonen sollen durch das eigene Erleben kultureller und ästhetischer Bildung die Offenheit entwickeln, dies auch ihren Klassen zu ermöglichen.
Kultur fördert vernetztes, kritisches Denken
PHSG-Rektor Prof. Dr. Horst Biedermann betonte das Potenzial der kulturellen und ästhetischen Bildung, das Verständnis komplexer Herausforderungen und die Entwicklung kreativer Lösungsansätze zu fördern. «Die kulturelle und ästhetische Bildung fördert eine Offenheit und Bereitschaft, im eigenen Denken und Handeln Grenzen zu überschreiten und Verbindungen einzugehen.»
Bildungsdirektorin Bettina Surber erinnerte in ihrem Grusswort an einige der allgegenwärtigen Diskussionspunkte zur Zukunft der Schule: Digitalisierung, Integration, Lehrpersonenmangel. Dass zum Thema «Wir erproben die Zukunft» der Fokus auf die kulturelle und ästhetische Bildung gelegt werde, sei durchaus passend: «Kulturelle und ästhetische Bildung ermöglicht kritisches Denken, Experimentieren und Innovation. Wenn wir uns mit Kunst auseinandersetzen, setzen wir uns auch mit uns selbst auseinander.»
Preise für Spitzensportlerin, Dozentinnen und Forschungsprojekt
Traditionell werden am Hochschultag der Studierendenpreis für besondere Leistungen ausserhalb des Studiums und der Anerkennungspreis für die Förderung der St.Galler Lehrpersonenbildung verliehen. In diesem Jahr wurde erstmals auch der Bridge Award vergeben, der Projekte mit grossem Impact auf die Praxis auszeichnet.
Den Studierendenpreis erhielt Malin Altherr, die als Handballspielerin beim LC Brühl und in der Schweizer Nationalmannschaft Spitzensport und Studium zu vereinbaren weiss. Den Anerkennungspreis nahmen die pensionierten Dozentinnen Kristin Ludin und Elisabeth Nembrini entgegen, welche die kulturelle und ästhetische Bildung an der PHSG in den vergangenen Jahren geprägt haben. Und der Bridge Award ging an das Projekt «Tools @ Schools», das mit Aufgaben zum Einsatz von Online-Übersetzungshilfen im Fremdsprachenunterricht der Sekundarstufe den reflektierten Einsatz solcher Tools fördert.