OKB-Symposium: Wie KI die Berufsbildung verändert
Macht KI die Berufsbildung bald überflüssig? Über diese und ähnliche Fragen wurde am diesjährigen OKB-Symposium diskutiert. Das Thema stiess auf grosses Interesse: Rund 450 Fachpersonen aus Praxis und Wissenschaft kamen in die Olma-Halle. Organisiert wurde der Anlass vom OKB bestehend aus der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG), dem Zentrum für berufliche Weiterbildung (ZbW) und dem Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität St.Gallen (IWP-HSG).
KI ist in aller Munde. Sie wird die Gesellschaft und die Art, wie die Menschen kommunizieren, arbeiten und konsumieren, grundlegend verändern. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Berufsbildung. Sie soll den künftigen Generationen nicht nur die dafür benötigten technischen Fähigkeiten vermitteln, sondern auch ihr ethisches Bewusstsein stärken und das kritische Denken fördern. KI stand denn auch im Mittelpunkt des OKB-Symposiums vom Freitag, 6. Dezember 2024. Rund 450 Berufsbildner:innen und Expert:innen aus Praxis und Wissenschaft, was gleichzeitig ein Teilnehmendenrekord war, diskutierten in der Olma-Halle über die Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz. Moderiert wurde der Anlass von OKB-Geschäftsführer und PHSG-Dozent Maximilian Koch.
«Jetzt Kompetenzen aufbauen»
«KI ist kein Hype und wird auch nicht wieder weggehen», sagte Anita Klingel zu Beginn ihres Referats zum Thema «Ethik und KI – wie verträgt sich das?». Klingel leitet das KI-Team der deutschen Beratungsstelle PD und berät dort Bund, Länder und Kommunen zum Umgang mit KI. Sie forderte die Teilnehmenden auf, die eigenen Kompetenzen für KI jetzt aufzubauen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die nachfolgenden Generationen mit den nötigen Kompetenzen ausgestattet werden. «Unsere Jugend muss lernen, was Deep-Fakes sind und wie man damit umgeht.» In der KI-Ethik beschäftige sie sich mit dem, was die Philosophin Hannah Arendt als die «Banalität des Bösens» bezeichne, weil KI in erster Linie ein Werkzeug sei – wie Feuer. «Ähnlich wie bei Feuer brauchen wir ein ganzen Ökosystem: Gesetze, Meldesysteme, Einsatzkräfte und Sensibilisierung.» Wichtig sei dabei, die KI immer wieder zu überprüfen, so Klingel und gab dem Publikum ihre drei Lieblingsmethoden mit auf den Weg: «Die Qualität des Inhalts messen, die Schadensmöglichkeiten analysieren und das Diskriminierungspotenzial testen.»
KI wirkungs- und sinnvoll einsetzen
In vier Break-out-Sessions hatten die Symposium-Teilnehmenden die Gelegenheit, sich mit KI und ihren Herausforderungen auseinanderzusetzen. In einem Forum wurde über die Kompetenzen diskutiert, die für den Einsatz von KI erforderlich sind, während in einem anderen die Frage thematisiert wurde, ob KI die Berufsbildung abschafft. «KI bedeutet nicht das Ende der Berufsbildung», sagte Markus Dormann, Vizepräsident für Lehre und Professor für Gesundheitspädagogik, Health Care Education und E-Learning an der IB Hochschule, «aber wir müssen wissen, wie wir die Technologie wirkungs- und sinnvoll einsetzen.» Berufsbildende könnten sie beispielsweise nutzen, um Aufgaben zu entwickeln, Interaktionen wie Rollenspiele zu simulieren oder Vorkorrekturen zu tätigen. Eine weitere Break-out-Session ging der Frage nach, ob die Individualisierung durch KI ein Heilversprechen oder eine Illusion ist, und im vierten Forum wurde die Medienkompetenz anhand des Praxisbeispiels Toolbox bearbeitet.
«Auf Knopfdruck schlau oder für immer dumm»
Anitra Eggler zeigte in ihrem Referat «KI: Für immer doof oder endlich schlau?» sowohl die positiven als auch die negativen Seiten von KI auf. «Wir haben mit KI die grosse Chance, auf Knopfdruck schlau zu sein oder für immer zu verdummen», sagte die Web-Veteranin, Digital-Detox-Pionierin und Autorin. Um herauszufinden, wie nützlich oder riskant KI sein könne, müsse KI genutzt werden. Aber sie betont: «Wenn immer mehr Leute Inhalte mit KI generieren, dann kommt rasch der Zeitpunkt, dass die KI nur noch mit KI-Inhalten trainiert wird. Und wenn die Menschen "verdoofen", weil die KI-Inhalte unkontrolliert übernommen werden, dann wird die KI eines Tages nur noch mit von KI generierten Inhalten trainiert, und es gibt eine negative Spirale.» Umso wichtiger sei es, mit KI zu arbeiten und ein Qualitätsmanagement zu machen. «Diese Arbeit ist wichtig, damit wir als Menschen weiterhin ethisch, moralisch und qualitativ wertvollen Inhalt produzieren.»
Musikalisch umrahmt wurde das diesjährige OKB-Symposium vom Accoustic Jazz Duo Harder & Sigrist oder der «OKB-House-Band», wie Maximilian Koch die beiden Musiker auch bezeichnete. Beim anschliessenden Netzwerk Farewell Apéro konnten sich die Teilnehmenden über die Inputs aus den Referaten und ihre persönlichen Erfahrungen mit KI austauschen.