Die Menschen hinter den Büchern kennenlernen
Mit Zeichnungen an der Wandtafel, einem Haifischkostüm oder einer Gitarre: In der «Focus»-Veranstaltung der PHSG erzählen drei Autorinnen und Autoren von «Literatur aus erster Hand», wie sie bei Kindern und Jugendlichen die Lust am Lesen wecken wollen.
Christina Bacher, Tobias Elsässer und Corinne Schroff sind drei von 42 Autorinnen und Autoren, die zurzeit in Ostschweizer Klassenzimmern unterwegs sind, um mit den Schülerinnen und Schülern zu lesen oder zu zeichnen. Sie erzählen den Kindern und Jugendlichen auch von ihrer Arbeit, wie lange sie beispielsweise an einem Buch geschrieben haben, weshalb ein bestimmtes Thema gewählt wurde oder wie die Idee für eine Illustration entstanden ist. Damit leisten die Schriftsteller:innen und Illustrator:innen einen wichtigen Beitrag zur Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen.
Dies ist auch das Ziel dieser Lese-Tour namens «Literatur aus erster Hand», die ein Angebot der Kantonsbibliothek Vadiana ist und von der Kulturvermittlung Ostschweiz kklick organisiert wird. Der Anlass findet bereits zum 61. Mal statt und dürfte eine der ältesten und grössten Leseförderungsprogramme der Ostschweiz sein. 647 Lesungen, 7 Werkstätten und 1 Abendlesung stehen in diesem Mai in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden, St.Gallen, Thurgau, Glarus und Schaffhausen sowie im Fürstentum Liechtenstein an. «Das sind beeindruckende Zahlen und ist ein riesiges Programm», sagte Susanne Uhl, Leiterin der Kantonsbibliothek Vadiana.
Lesungen lebendig gestalten
Wie aber müssen sich angehende oder Jung-Lehrpersonen solche Lesungen vorstellen? Antworten gab es von Christina Bacher, Tobias Elsässer und Corinne Schroff am Mittwoch, 3. Mai 2023, im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe «Focus». Die drei waren zu Gast an der PHSG und boten den Studierenden, Dozierenden und Lehrpersonen einen Blick hinter die Kulissen der Lesungen und präsentierten ihre aktuellen Werke. Christina Bacher schreibt am liebsten für Kinder und Jugendliche und hat schon diverse Auszeichnungen bekommen. Bekannt ist die 50-Jährige vor allem für ihre Krimireihe «Bolle und die Bolzplatzbande». Ihre Lesungen gestalte sie lebendig – «es kann gut sein, dass ich im Haifischkostüm erscheine» – und interaktiv, damit die Kinder mitraten könnten, sagte sie. Eines ihrer aktuellen Bücher ist jedoch kein Krimi, sondern eine Biografie. In «Ein Schiff für den Frieden» hat sie über das «mutige Leben von Rupert Neudeck» geschrieben. Neudeck hatte in den 1990er-Jahren mehr als 10’000 Geflüchteten im Südchinesischen Meer das Leben gerettet. Davor habe er immer wieder Briefe geschrieben und um Unterstützung gebeten. «Mit diesem Buch möchte ich den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass man mit Schreiben etwas Bewegen kann.»
Mit Worten und Zeichnungen
In Tobias Elsässers Büchern geht es vorwiegend um Künstliche Intelligenz, Soziale Medien, Freundschaft und Internetsicherheit. Der 50-jährige Stuttgarter hat bislang über ein Dutzend Kinder- und Jugendbücher geschrieben und wurde schon vielfach ausgezeichnet. 2020 erschien sein Jugendroman «Play», in dem es um Freiheit, Freundschaft, Liebe und Selbstbestimmung in Zeiten von Social Media geht. 2022 folgte sein Kinderbuch «Arti – Auf Freundschaft». Seine Lesungen sind mit Hintergrundinformationen zum Schreiben und Leben als Autor angereichert. «Eine Leseförderung muss immer auch eine Schreibförderung sein», sagte Tobias Elsässer, der auch gerne seine Gitarre mitnimmt. In einer Zeit, in der der Computer, sprich ChatGPT, für die Menschen schreibe, gehe viel Wissen und Training verloren. «Schreiben aber muss man üben, den Wortschatz stetig erweitern.»
Bei Corinne Schroff geht es weniger um Worte, sondern mehr um Illustrationen. Die ausgebildete Comic- und Kinderbuchzeichnerin hat schon viele Kinderbücher, unter anderem «Papa Moll», Comics und Lehrmittel illustriert. Ein solches für Physik wurde gar schon als «schönstes und ästhetisches» Lehrmittel ausgezeichnet. Bei der Zürcherin beginnt die Lesung meist mit einer Geschichte, in die sie die Kinder miteinbezieht. Dabei bleibt die Wandtafel nicht lange schwarz. «Ich zeige den Kindern, wie man mit Zeichnungen Geschichten macht», sagte sie. Aktuell ist es jene von Léa, Léo und Zac. Drei Figuren, die mit jeder Buchseite mehr entstehen. «Am schönsten ist für mich, wenn die Lehrpersonen das Programm im Unterricht weiterführen und ich am Schluss von den Schülerinnen und Schülern ein Büchlein mit Zeichnungen oder Comics zugeschickt bekomme.»