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Teilnehmende an der Clustertagung 2022

Clustertagung Ostschweiz – Schule und Lernen in der digitalen Welt

Das Institut ICT & Medien der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) diskutierte mit weiteren Ostschweizer Pädagogischen Hochschulen die Herausforderungen der digitalen Transformation in der Bildung an der Clustertagung Ostschweiz, die Ende Juni stattfand. Nach der Begrüssung durch PHSG-Rektor Horst Biedermann gingen die anwesenden Bildungs- und Erziehungsfachleute in den gemeinsamen Austausch über die Herausforderungen der digitalen Transformation in Schule und Bildung.

An der Clustertagung Ostschweiz, einer Fachtagung zum Thema «Schule und Lernen in der digitalen Welt», nahmen 120 Bildungs- und Erziehungsfachleute teil. Nach einer Bestandesaufnahme der bisherigen Massnahmen der sechs Ostschweizer Pädagogischen Hochschulen (PH) sammelten die Vertretungen der kantonalen Bildungsdirektionen, der Lehrer:innen-Organisationen und der PHs in Zukunftswerkstätten offene Fragen und Vorschläge für weiterführende Massnahmen und Projekte. Die Tagung geht zurück auf eine nationale Initiative von swissuniversities. Zeitgleich fanden in der Schweiz vier regionale Fachtagungen statt.

Bestandesaufnahme
Gegen dreissig Mitarbeitende der sechs Ostschweizer PHs präsentierten laufende Projekte und Massnahmen zur Adressierung der Herausforderungen der digitalen Transformation, beispielsweise Kompetenzförderprogramme für Studierende und Dozierende; Einführungsmassnahmen in das Modul «Medien und Informatik»; neue Weiterbildungsangebote, z.B. ein CAS «Schule entwickeln» mit Profil Digitalität für Schulleitende oder ein «CAS Informatik und Informatikdidaktik» für Lehrpersonen; Projekte zur Erprobung des didaktischen Potenzials neuer Technologien wie Virtual Reality und künstlicher Intelligenz; oder die webbasierte Plattform «Kompra» für die kompetenzorientierte Praxisbegleitung von Studierenden. Grundlage dieser Bestandsaufnahme bildete das Papier «Grundsätze und Leitvorstellungen für die Mitgestaltung von Schule und Lernen in einer Kultur der Digitalität», welches im Auftrag der Kammer Pädagogische Hochschulen von swissuniversities erarbeitet wurde. Thomas Merz, Mitglied des Organisationskomitees der sechs PHs, gab eine kurze Einführung in das Papier: «Die Schulen und Hochschulen sind gefordert, sich auf eine Kultur der Digitalität einzulassen. Sie müssen sich die grundlegende Frage stellen: Wie muss Schule, wie muss Hochschule künftig sein?»

Bedarf
Nach der Bestandesaufnahme sammelten die Teilnehmenden an sieben «Zukunftskonferenzen» Ideen für weiterführende Massnahmen und Projekte, die im Sinne der Grundsätze und Leitvorstellungen verstärkt oder neu lanciert werden sollen. Eine oft gehörte Forderung betrifft den Bedarf an Koordination laufender Massnahmen unter den Hochschulen und einer vertieften Zusammenarbeit. Oft werden ähnliche Angebote lokal aufgebaut, diese können den anderen Hochschulen zumindest offen zugänglich gemacht werden (Open Educational Resources). Zukünftige Angebote sollten in einem gemeinschaftlichen Prozess entwickelt werden (Co-Creation). Weiter sollten Orientierungshilfen zum leichten Auffinden von Lernressourcen geschaffen werden, eine Gruppe skizzierte einen umfassenden Massnahmenkatalog, wie eine schweizweite Zusammenarbeit im Bereich der «digitalen Kompetenzförderung» angestrebt werden könnte und eine andere diskutierte die Herausforderung, wie ein Bewusstsein der Lehrenden für Barrierefreiheit in der Digitalität erlangt werden kann.

Herausforderungen
Emotionen, Werte und Haltungen spielen beim Eintauchen in eine Kultur der Digitalität eine tragende Rolle und gelten als mächtige Hürden. In einer Zukunftskonferenz wurden Ansatzpunkte diskutiert, wie Widerstände gegenüber dem Digitalen bei allen Akteur:innen im Bildungswesen abgebaut werden können. Verschiedentlich wurde auch festgestellt, dass das Verständnis einer «Kultur der Digitalität» stark divergiert. Dieses grundsätzliche Verständnis sollte gemeinsam geschärft werden, damit künftige Entwicklungen und Angebote darauf abstützen können. Eine weitere Herausforderung stellt die Bereitstellung inklusiver Bildungsangebote im Bereich der Digitalität dar. Dies könnte beispielsweise mit offenen Lernangeboten in einem Maker Space realisiert werden. Alle sechs Ostschweizer Hochschulen bieten Angebote im Bereich der Maker Education an, in welchen Lernende eigentätig, kreativ und selbstwirksam entlang ihrer Kompetenzen und Interessen individuelle und gemeinsame Lernerfahrungen mit physischen Objekten handelnd machen können.

Wie geht es weiter?
Pausengespräche wurden genutzt, um über die weitere Bearbeitung der Bedarfsanalyse zu diskutieren. Philippe Dietiker, Abteilungsleiter der Bildungsdirektion Zürich: «Ich glaube, es ist wichtig, dass wir die Umsetzung partnerschaftlich angehen, weil so wiederum unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen.» Die partnerschaftliche Auseinandersetzung mit Schule und Lernen in der digitalen Transformation ist auch ein Anliegen von swissuniversities und im Thesenpapier der Kammer PH als einer der Grundsätze festgehalten. Konkrete Erwartungen formulieren auch die teilnehmenden Leitungspersonen der PHs: Barbara Fäh, Rektorin der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik: «Meine Erwartung, welche ich verbinde mit dieser Initiative ist, dass das entstandene Netzwerk weiterlebt.» Und Gian-Paolo Curcio, Rektor der PH Graubünden: «… dass wir von der theoretischen Ebene wegkommen und mit konkreten Projekten die Umsetzung vorantreiben.» Die Bedarfsanalysen der vier regionalen Clustertagungen werden gesammelt an die Kammer PH überwiesen. Daraus können Projekte auf nationaler und regionaler Ebene abgeleitet werden, erklärte Sabina Larcher, Rektorin der PH Thurgau und langjähriges Mitglied der Kammer PH von swissuniversities anlässlich ihres «Schlusspunkts» zum Abschluss der Tagung.