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Besuchende besichtigen die Ausstellung im Foyer vom Hadwig.

Ausstellung und Vortrag zum Internationalen Tag gegen Rassismus

Im Rahmen der Aktionstage gegen Rassismus des Kantons St.Gallen hat auch die PHSG einen Thementag gestaltet. Am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, fand dieser im Hochschulgebäude Hadwig statt. Zahlreiche Interessierte fanden sich zur Ausstellung und zum Inputreferat ein.

Am frühen Abend begrüssten Julia Ha von der Fachstelle Gender & Diversity und Prorektor Ausbildung Nicolas Robin die Gäste zum Vorprogramm im Foyer des Hadwigs. Rund 20 Studierende organsierten gemeinsam mit der Fachstelle Gender & Diversity, der Mediathek und Hilfsnetzwerken eine Ausstellung. An den Infotischen von Solidaritätsnetz Ostschweiz St.Gallen, HEKS-Beratungsstelle für Diskriminierung und Antirassismus, CABI Antirassismus-Treff und Netzwerkverein Migration und Zusammenleben Ostschweiz fand ein reger Austausch statt. Studierende des 6. Semesters der Sekundarstufe I der PHSG gestalteten unter der Leitung von Nina Zgraggen ein Rassismuskritisches Glossar. Beim Rundgang erfuhren die Gäste mehr über Begriffe rund um Rassismus und deren Bedeutung. Die Mediathek stellte eine Auswahl von Büchern rund ums Thema aus. Die Studierenden steuerten Rezensionen zu relevanten Werken und Factsheets zum Mitnehmen bei. An den Infotischen der ausstellenden Organisationen stand umfangreiches Infomaterial bereit.

Umgang mit Rassismus in der Schule
Als inhaltliche Vertiefung des Themas folgte die Focus-Veranstaltung «Rassismuskritik und Schule: Ohnmachten und Handlungsperspektiven» in der Aula. Prof. Dr. Carola Mantel, Leiterin Institut für internationale Zusammenarbeit in Bildungsfragen IZB an der Pädagogischen Hochschule Zug konnte für das Referat gewonnen werden. Was macht das Thema Rassismus in der Schule mit uns? Und was machen wir mit dem Thema? Diese Fragen standen im Zentrum des Inputreferats von Carola Mantel. «Mir wurde im Laufe der Zeit je länger je mehr bewusst, in wie vielen Punkten ich im Leben privilegiert bin», sagte sie. Weder bei Bewerbungen noch bei der Wohnungssuche sei ihr jemals ihre Hautfarbe oder ihr Name zum Nachteil geworden. Noch nie sei sie aufgrund ihrer Herkunft verurteilt worden oder in Konflikt geraten. Das sind Privilegien, die längst nicht alle Menschen geniessen können. Die Verwendung von Begrifflichkeiten wie «jemandem den schwarzen Peter zuschieben» oder «schwarzsehen»; eine Kopftuchträgerin, die für ihre guten Deutschkenntnisse gelobt wird, obwohl sie hier geboren wurde: Das seien alltägliche Situationen, die viele nicht als rassistisch wahrnehmen, jedoch überall stattfinden.

«Im Kontext der Schule besteht das Problem darin, dass es vorkommt, dass Kindern aufgrund ihrer Herkunft weniger zugetraut wird», sagte Mantel. Sie würden weniger positiv wahrgenommen und unterschätzt. Was können Lehrpersonen hier unternehmen? Nach Carola Mantel sind es die zwei Handlungsfelder Bildungschancen und Zugehörigkeiten, die hier wichtig sind. Viele Lehrpersonen neigten dazu, Kinder mit Migrationshintergrund, unter Umständen auch gepaart mit schwachem sozialem Hintergrund, zu unterschätzen. Hier könne es helfen, sich mit Kolleg:innen kritisch auszutauschen und zu hinterfragen: Habe ich eine verzerrte Leistungseinschätzung? Allen Kindern, unabhängig von Herkunft und sozialem Status, sollte gleich viel zugetraut werden und es sollen gleich hohe Leistungserwartungen an die Kinder herangetragen werden. Unter dem Handlungsfeld Zugehörigkeiten versteht Carola Mantel eine Klassenkultur, wobei das einander zuhören und wertschätzen gepflegt wird. Das Thema Rassismus sollte altersgerecht thematisiert und es soll darüber gesprochen werden.

Den zweiten Blick wagen
Als Abschluss stellte Mantel eine Art Mini-Tool vor: Eine Übersicht mit unterschiedlichen Sichtweisen zu Verhaltensweisen, Einstellungen und Grundorientierungen. Die Übersicht führt jeweils eine Sichtweise auf den ersten Blick und auf den zweiten Blick auf. Die beispielhafte Auflistung soll aufzeigen, welche Möglichkeiten für einen Perspektivenwechsel bestehen. Einen anderen Blickwinkel einnehmen, sich in andere hineinversetzen sowie offen sein und die eigenen Normalitätsvorstellungen hinterfragen: Dies sind gemäss Mantel wichtige Faktoren, um allfällig stattfindenden Rassismus in der Schule zu erkennen und sich damit auseinanderzusetzen. Nach einer kurzen Diskussionsrunde im Plenum tauschten sich die Anwesenden beim anschliessenden Apéro weiter aus und gingen mit vielen neuen spannenden Erkenntnissen nach Hause.