Schauplatz Gefängnis

Lebensweltbezug/Anforderungssituation

Mit Strafen haben wohl alle Jugendlichen bereits Erfahrungen gemacht. Sei es in der Familie, in der Schule, im Sport oder anderswo: Die meisten haben schon einmal eine Strafe erhalten. Auch wenn dies für die Bestraften unangenehm ist, so kann man auf Strafen nicht verzichten, wenn Normen Nachachtung verschafft werden soll. Normen und Gesetze, deren Einhaltung durchgesetzt wird, schaffen ein Gefühl der Sicherheit. Dass Strafen ein Bestandteil unseres Rechts sind, gilt als selbstverständlich. Strafen gelten als Abschreckungsmittel, und manche Menschen sehen in ihnen die Lösung für alle möglichen gesellschaftlichen Probleme. So werden Strafen gleichermassen gefordert für Gewalttäterinnen und Gewalttäter, Betrügerinnen und Betrüger, randalierende Fussballfans und Obdachlose. Das Gefängnis ist der wohl bekannteste Ort, an dem Strafen vollzogen werden. Es steht nicht nur politisch im Fokus, wie Forderungen nach harten Strafen zeigen. Das Gefängnis hat auch in die Populärkultur Eingang gefunden und ist sogar Schauplatz von Fernsehserien. Der reale Gefängnisalltag entzieht sich jedoch unseren Blicken.

Für Jugendliche ist der Schauplatz «Gefängnis» in vielerlei Hinsicht interessant: Der Ort ist ihnen bekannt und zugleich unbekannt, er ist faszinierend, aber auch bedrohlich. Jugendliche haben zumeist einen hoch entwickelten Sinn für Gerechtigkeit, doch sie können nur in beschränktem Mass Verantwortung übernehmen. Zunehmend wird ihnen bewusst, dass sie in vielen Lebensbereichen mit Normen konfrontiert sind. Sie sollen sich in diesem Kapitel mit dem Recht und der Frage, ob dieses auch gerecht ist, auseinandersetzen.

Kompetenzen

Inhalte

  • Normen und Recht
  • Der Zweck von Strafen
  • Menschenwürdige Strafen

Handlungsvorschläge

  • Die Schülerinnen und Schüler beschreiben, was in den einzelnen Szenen passiert und was die Personen fühlen könnten. Sie beschreiben, welche Grunderfahrungen des Menschen im Schauplatzbild kenntlich werden (Scheitern, Ohnmacht, Einsamkeit, Schuld).
  • Sie erzählen anhand der Szenen, was sie zum Thema Gefängnis wissen. Sie vergleichen und ergänzen dies mit den Informationen im Schauplatzbuch. Wichtig: Der hohe Anteil an ausländischen Gefangenen in Schweizer Gefängnissen liegt darin begründet, dass viele Delikte von Menschen begangen werden, die dafür extra in die Schweiz reisen. Dies trifft auf die Hälfte aller Gefangenen zu. Anders sieht es aus bei Ausländerinnen und Ausländern mit ständigem Wohnsitz in der Schweiz: in der Untersuchungshaft sind dies etwa gleich viele wie Schweizerinnen und Schweizer, im Straf- und Massnahmenvollzug ist der Anteil der Schweizerinnen und Schweizer grösser.
  • Sie überlegen, wie der Schauplatz aus der Sicht von Täterinnen und Tätern, Opfern, Angehörigen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gefängnis und den Menschen ausserhalb des Gefängnisses aussieht. Sie überlegen, welche Werte (z.B. Freiheit, Gerechtigkeit, Menschenwürde) im Schauplatzbild eine Rolle spielen, indem sie beachtet oder verletzt werden. Dazu nehmen sie den Wertepark (AM 100.1) zu Hilfe.
  • Sie tragen zusammen, welche weiteren Fragen sich zum Schauplatz «Gefängnis» noch stellen.

Quelle: «Schauplatz Ethik 7-9», Kommentar digital für Lehrpersonen © 2020 Lehrmittelverlag Zürich

Lehrmittel

Vollständig anklickbar
Aus