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Ein Kleinkind mit einer Betreuungsperson in einer Kita

Qualität in den ersten Lebensjahren – Überblick Schweiz und international

Wie wird sichergestellt, dass Kinder in den ersten Jahren eine hohe Betreuungs- und Bildungsqualität erhalten? Das Zentrum Frühe Bildung der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) hat zu dieser Frage einen Länderbericht zur Schweiz im Rahmen einer OECD-Studie verfasst. Er zeigt auf, dass es nationale Standards in allen Bereichen der frühen Kinderbetreuung und -bildung braucht, damit die Bildungsqualität erhöht und Chancengleichheit für alle Kinder erreicht werden kann. 

Der Bericht «Qualität über strukturelle Vorgaben hinaus in der frühen Bildung und Betreuung: Länderbericht für die Schweiz» wurde von der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) in Auftrag gegeben. Damit verweist sie auf die Bedeutung der Qualitätsentwicklung in der frühen Bildung und Betreuung für die Kantone. Die Jacobs Foundation hat den Auftrag finanziell unterstützt. Franziska Vogt, Leiterin Zentrum Frühe Bildung und Andrea Faeh, Bereichsleiterin Zentrum Frühe Bildung zeichnen sich als Autorinnen des Berichts verantwortlich.

Starker Start ist wesentlich
«Starting strong» ist das Motto des Programms der OECD, das seit 2001 Wissen zur frühen Kindheit bereitstellt. Das Programm erforscht diverse Fragestellungen rund um die frühe Bildung. Beispielsweise wie Kinder von Geburt an in den ersten Lebensjahren einen guten Start erhalten oder welche Ansätze die verschiedenen Länder verfolgen und was sich aus dem internationalen Vergleich und der Forschung folgern lässt. Die Qualität in der Kinderbetreuung und der frühen Förderung ist wesentlich für den Start in die Bildungslaufbahn. Betreuungs- und Bildungsqualität hängen von vielen Faktoren ab. Der Bericht der PHSG dokumentiert die gesetzlichen Vorgaben für die Schweiz und ihre Überprüfung, die Anstrengungen in Aus- und Weiterbildung, wie auch geltende pädagogische Ziele und die Sicherung der Umsetzung in die pädagogische Praxis. «Neben dem Bedarf nach einem Ausbau an Angeboten in familienergänzender Betreuung ist die pädagogische Qualität zentral für die weiteren Entwicklungen. Um die pädagogische Qualität im konkreten Alltag zu sichern, sind neben Standards und deren Überprüfung jedoch auch Verbesserungen in den Rahmenbedingungen sowie in der Aus- und Weiterbildung nötig», fasst Prof. Dr. Franziska Vogt den Fokus der Studie zusammen.

Grosse Unterschiede in den Kantonen
Damit die Entwicklung in den Ländern international verglichen werden kann, basierte der Bericht auf einem internationalen Fragenkatalog, der auf die Angebote in der Schweiz für Kinder von 0 bis 6 Jahren angewandt wurde. Für die frühe Kindheit zeigen sich in den Kantonen und Gemeinden sehr unterschiedliche Bedingungen für die Qualitätssicherung und -entwicklung. «Vorgaben, die für alle Angebote gelten, fokussieren nur einzelne strukturelle Aspekte, jedoch kaum die pädagogische Qualität», erläutert Andrea Faeh. «Ob Fachpersonen gezielt weitergebildet werden, ob Kitas ein pädagogisches Konzept haben müssen, ob die Qualität der Umsetzung in die Praxis überprüft wird, ist in verschiedenen Kantonen und Gemeinden sehr unterschiedlich». 

Internationale Vergleiche
Im internationalen Vergleich sind die Angebote vor dem Kindergarten und in Ergänzung zum Kindergarten wenig geklärt. Nur 40 % der Kinder in der Schweiz haben Zugang zu einer Kita, ein sehr geringer Anteil im Vergleich mit den OECD Ländern mit einem Durchschnitt von 88 %. Die Kosten für die familienergänzende Betreuung müssen in der Schweiz zu einem viel grösseren Anteil von den Eltern übernommen werden. Auch ist das Angebot an früher Bildung je nach Region unterschiedlich. Das Angebot für familienergänzende Betreuung ist in der Deutschschweiz geringer als in der Romandie, und es bestehen grössere Lücken in ländlichen Regionen im Vergleich zu städtischen. Die Qualität der frühen Bildung wird in einigen Ländern der OECD stärker durch Vorgaben definiert und überprüft als in der Schweiz.

Der Zugang zu früher Bildung ist im fünften Lebensjahr im internationalen Vergleich sehr gut. Es wird als grosse Stärke betrachtet, dass der Kindergarten als Teil des Bildungssystems von allen Kindern unentgeltlich besucht werden kann und Qualitätsaspekte wie Lehrplan und Aus- und Weiterbildung der Kindergartenlehrpersonen gesichert sind. Problematisch ist im internationalen Vergleich hingegen, dass die schulergänzende Betreuung im Kindergartenalter wiederum nur minimale Qualitätsvorgaben erfüllen muss und die Zusammenarbeit zwischen Betreuung und Schule oft wenig etabliert ist. 

Aus Sicht der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) sind weiter koordinierende Anstrengungen für die Qualität in der frühen Bildung notwendig. Gaby Szöllösy, Generalsekretärin der SODK betont: «Die Teilnahme der Schweiz an dieser internationalen Studie ist hilfreich. Den Verantwortlichen steht mit dem Bericht der PHSG ein umfassender Überblick über die Strukturen und Entwicklungen in der frühen Kindheit zur Verfügung. Die vergleichende Analyse der OECD soll nun genutzt werden, um Optionen für weitere Entwicklungen zu identifizieren».