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Jugendliche beim Klimastreik auf der Strasse

PHSG-Forschende befragen Jugendliche zum Klimastreik

Die Klimastreikenden in der Ostschweiz sind überwiegend dazu bereit, auf Flugreisen zu verzichten und allgemein nachhaltiger zu leben. Das zeigt eine Befragung, die Forschende des Instituts Bildung & Gesellschaft der Pädagogischen Hochschule St.Gallen an einer Klimademo durchgeführt haben. 

Seit dem Frühling 2019 demonstrieren Jugendliche und junge Erwachsene weltweit für griffigere Massnahmen gegen den Klimawandel. Die Bewegung bleibt aktuell: Mitte September hatten am dritten internationalen Klimastreik weltweit rund 1,5 Millionen Menschen teilgenommen. 

Auch in der Ostschweiz gehen vorwiegend junge Erwachsene für das Klima auf die Strasse. Am Rande einer solchen Kundgebung, die am 24. Mai 2019 von 700 Teilnehmenden in der Stadt St.Gallen besucht wurde, haben Forschende der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) eine Befragung durchgeführt. Das Ziel davon war es, Erkenntnisse über die Motive sowie die Zusammensetzung der Streikenden zu gewinnen. Insgesamt wurden 70 Demonstrierende befragt. 

Hohe Bereitschaft zum Verzicht

Die Streikenden wollen ihren Worten auf der Strasse auch Taten im Privatleben folgen lassen: 77 Prozent gaben an, dass sie in jüngster Zeit ihren Lebensstil nachhaltiger gestaltet haben, 15 Prozent gaben an, sie hätten dies für die Zukunft geplant. In Bezug auf konkrete Massnahmen sind rund 80 Prozent der Befragten weitgehend dazu bereit, auf Flugreisen zu verzichten. Gleichzeitig fordern sie auch von der Politik mehr Engagement: 70 Prozent sagten, dass die Politik derzeit für den Umweltschutz zu wenig tut. 

Die Befragung lieferte auch Erkenntnisse dazu, aus welchen Bevölkerungsgruppen die Klimastreikenden stammen. Die Bewegung ist mehrheitlich studentisch geprägt: 48 Prozent der Befragten besuchen eine Maturitätsschule, 31 Prozent eine Hochschule. Nur fünf Prozent der Demonstrierenden absolvieren eine Berufslehre. Von den 70 Befragten waren 46 weiblich und 17 männlich; 7 Befragte machten keine Angabe zu ihrem Geschlecht.

Soziale Medien zentral für Mobilisation

Für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen spielen soziale Medien und persönliche Netzwerke in Bezug auf die politische Mobilisation wichtige Rollen: 48 von 70 Befragten erhielten Informationen über die Klimabewegung und ihre Veranstaltungen über soziale Netzwerke, 33 der Befragten tauschten sich zudem mit Freunden darüber aus. Bei dieser Frage konnten mehrere Informationsquellen angegeben werden. Eine eher unwichtige Rolle in Bezug auf die Information nehmen Flyer und Plakate (15 Nennungen), die Schule (11 Nennungen) sowie die Familie und Vereine (je 1 Nennung) ein. 

Dass viele der Jugendlichen für die Klimastreiks den Unterricht schwänzen, hat in der Ostschweiz für hitzige politische Auseinandersetzungen gesorgt. Wie die Befragung zeigt, verpassten rund 50 Prozent der Demonstrierenden wegen der Kundgebung Unterrichtsstunden. Wiederum die Hälfte davon ging davon aus, dass sie dafür eine Bestrafung erhalten. Der in der politischen Diskussion erhobene Vorwurf, die Klimastreiks seien eine gute Gelegenheit, um die Schule zu schwänzen, scheint ohne Grundlage zu sein: Fast 80 Prozent der Befragten lehnten die Aussage umfassend ab. 

Gleichzeitig setzen die Klimastreikenden grosse Hoffnungen in ihre Bewegung: 85 Prozent schätzen, dass persönliches Engagement Veränderungen bewirken kann. Gleichzeitig erhielt die Aussage, dass der Klimawandel von Menschen verursacht ist, eine durchgehend hohe Zustimmung. 

Forschungsprojekt mit internationaler Beteiligung

Die Befragung wurde im Rahmen des Schwerpunktes Jugendforschung an der PHSG durchgeführt. Sie ist Teil der Studie «Lebenswelten Ostschweizer Jugendlicher» sowie der von der internationalen Bodenseehochschule geförderten trinationalen Studie «Bildung und Partizipation». Die Durchführung der Befragung fand in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Corporate Social Responsibility der Universität Konstanz statt. 

Mehr zur Studie finden Sie hier