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Vernissage sozialgeschichte.ch PHSG

Webseite zur St.Galler Sozialgeschichte ist online

Zehn Historikerinnen und Historiker haben die Sozialgeschichte des Kantons St Gallen neu geschrieben. Die Pädagogische Hochschule St.Gallen (PHSG) hat die Themen der Publikation mit ihren Studierenden didaktisch und elektronisch aufbereitet. In feierlichem Rahmen konnte die Webseite nun an der Vernissage im Hadwig freigeschaltet werden.

            
Die Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons St.Gallen (GGK) hat für ihr 200-Jahr-Jubiläum, das sie dieses Jahr feiert, die Sozialgeschichte des Kantons neu aufarbeiten lassen. Entstanden ist eine Publikation mit zehn historisch untersuchten Themen wie Medizin, Migration, Wohnen oder Armut. Gleichzeitig hat die Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte der Pädagogischen Hochschule St.Gallen (PHSG) in Zusammenarbeit mit Studierenden die Texte der Historikerinnen und Historiker didaktisch aufbereitet. Das Ergebnis ist eine Internetplattform, die der Öffentlichkeit als Informationsquelle zur St.Galler Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts dient und am Mittwoch, 20. November, in feierlichem Rahmen live geschaltet wurde.

«Das Projekt ist für uns aus mehreren Gründen bedeutungsvoll», sagte PHSG-Rektor Horst Biedermann an der Vernissage. «Zum einen wurde es im Auftrag der GGK realisiert, wodurch auch unserem Ziel einer zunehmenden Zusammenarbeit mit bildungs- und gesellschaftspolitischen Partnern der Region entsprochen werden konnte.» Zum anderen seien die Studierenden für die didaktische Erarbeitung konsequent einbezogen worden, was für ein von aussen herangetragenes Drittmittelprojekt wohl einzigartig sei, so Biedermann. Ausserdem könne die Hochschule damit auch einen Beitrag für ein vertieftes Verständnis der Sozialgeschichte im Kanton St.Gallen leisten.

             
Für den Unterricht und die Öffentlichkeit

Seit Beginn des Projekts vor gut zwei Jahren haben 100 Studierende der PHSG an der didaktischen Umsetzung mitgeschrieben. Und es ist noch nicht zu Ende. Das Projekt dauert bis 2022. Von den zehn sozialhistorischen Themen des Buches stehen derzeit vier elektronisch zur Verfügung. Es sind dies Arbeit, Wissen, Energie und Verkehr. «Die Themen haben wir basierend auf den Texten der Historikerinnen und Historiker ausgeweitet und auf den Lehrplan 21 abgestimmt», sagte Dozent Thomas Metzger. «Es mussten Bezugspunkte gefunden werden, die dann feinstrukturell ausdifferenziert wurden.» Die Studierenden haben sich während rund zwei Semestern mit den Themen auseinandergesetzt. Das Material auf der Webseite, die in Zusammenarbeit mit der Agentur Festland AG realisiert wurde, können nun künftig Lehrpersonen für ihren Unterricht nutzen.

          
Martin Annen ist Prorektor Ausbildung Sekundarstufe I und II und Mitgründer der Fachstelle Demokratiebildung und Menschenrechte, die sich dem wissenschaftlichen Austausch, der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung sowie dem Erkenntnistransfer auf die Zielstufe verschrieben hat. «Mit diesem Projekt gelingt uns dies in einem Guss», sagte er. «Die Dozierenden und Studierenden sind zu hartem wissenschaftlichen Arbeiten gezwungen, und das Ganze in einem Setting von regulären Modulen in enger Verknüpfung von Fachwissenschaft und -didaktik sowie der dazugehörigen Distribution von Erkenntnissen an die Öffentlichkeit.» Für den Prorektor sind derartige Lernsettings in der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer innovativ und nachhaltig, auch wenn sie durch ihre Einmaligkeit geprägt seien.

          
Lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung

GGK-Präsident Hubertus Schmid zeigte sich begeistert von der Webseite. «Ich bin beeindruckt, was in den vergangenen Monaten entstanden ist.» Für ihn gehe damit ein «lang gehegter Wunsch» in Erfüllung. Vor sieben Jahren sei im Vorstand erstmals die Idee aufgekommen, zur 200-Jahr-Feier ein Buch zur Sozialgeschichte des Kantons zu publizieren, so Schmid. Die Thematik sollte aber nicht nur historisch aufgearbeitet werden. «Wir wollten die Texte auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und in die Schule hineintragen.» Das sei der GGK mit dem Buch und der Webseite gelungen – «auch dank der guten Kooperation mit der PHSG».

Die Vernissage wurde von Sara Pareth (Gesang) und Doran Weisser (Gitarre) musikalisch umrahmt. Beim anschliessenden Apéro stiessen die Besucherinnen und Besucher gemeinsam auf die neue Webseite an.